Die Entscheidung über die Schach-WM zwischen Vishy Anand (Indien) und Boris Gelfand (Israel) musste im Tie-Break fallen. Der „Tiger von Madras“ spielte in den 4 Schnellschachpartien seine ganze Erfahrung in dieser Disziplin aus. Endlich wurde auch das interessierte Publikum mit einer Reihe ansehnlicher und spannender Partien bedient, nachdem zuvor die WM wegen der großen Anzahl an Remisen in die Kritik geraten war. Aus 12 Partien wurden 10 Remisen und lediglich 2 Siege erstritten, nicht die beste Werbung für den Schachsport. Anand war während des gesamten Turniers von seiner Bestform weit entfernt, aber es stellte sich heraus, dass seine Verteidigung nach wie vor auch für einen Boris Gelfand nicht so einfach zu durchbrechen war, um es im Box-Jargon auszudrücken: Anand hatte zwar keinen Punch, aber eine hervorragende Deckung!
Für diesen Sieg erhält Anand 1,4 Millionen US-Dollar Preisgeld, Gelfand immerhin noch 1,15 Millionen US-Dollar. „Es war sehr eng und die Anspannung riesig. Jetzt bin ich erleichtert, mein Sieg war jedoch etwas glücklich“, sagte Anand: „Am Ende war es vor allem eine Sache der Nerven.“ Im letzten regulären Spiel hatte Anand am Montag bereits nach knapp drei Stunden im 22. Zug das Remis angeboten. Dabei besaß der Inder einen Mehrbauern.
Auf kritische Fragen der Medienvertreter reagierte Gelfand unwirsch. „Wir spielen hier um den WM-Titel und nicht, um Zuschauer zu unterhalten“, sagte der Herausforderer.
Boris Gelfand:“Meine Strategie war ziemlich einfach: ich konzentrierte mich immer auf die nächste Partie und versuchte dabei meinem Gegner maximale Schwierigkeiten zu bereiten und die besten Züge zu finden. Ich glaube in den Eröffnungen habe ich einige interessante Ideen gezeigt, und während der Partien habe ich gute Lösungen gefunden. Ich habe solide gespielt. Nach keiner der Partien musste ich an meine Chancen denken, sondern fokussierte mich ganz auf das nächste Spiel.