Die vierte Mannschaft der Karlsruher Schachfreude ist eigentlich eine gute Truppe, deren pari-pari Mischung aus jungen Spielern und alten Hasen uns letztes Saison große Probleme bereitet hatte. Heute waren wir zwar nominell das spürbar bessere Team, aber mit diesem Kantersieg hat unser Mannschaftsführer sicher nicht gerechnet, als die verschlafene Badkappe wenige Minuten zu spät in der Walter-Eucken-Schule zu ihrem Platz fand. Wie gewohnt war die Atmosphäre freundlich und professionell, obwohl gefühlte 100 Mannschaften versammelt waren. Wie selbstverständlich warteten die KSFler, bis wir vollzählig waren, eine Vorgehensweise, welche ich persönlich vehement befürworte, auch wenn so manche Vereine das leider anders sehen.
Der Kampf begann unbeschwert, alle acht Bretter kamen gut aus der Eröffnung ‚raus, die Sicherheit war fühlbar. Wahrscheinlich dachte sich der ein‘ oder andere: „Mit Mathias an 8 kann ja nichts schief gehen, der ist doch unterfordert, der Junge“. So war’s dann auch, als hätte er’s eilig gewann er schnell mit Schwarz. Wolfgang H überspielte seinen Opponent positionell und hatte wenig später einen unaufhaltbaren Freibauern auf der siebten Reihe sowie ein bequemes Zeitpolster von zwei Stunden und 16 Minuten.
Mischa hatte das Glück, eine Remisstellung mit einer gut versteckten Kombination zu gewinnen, und Jürgen war der nächste. Er konterte das Angriffsspiel seines Gegners geschickt aus und verwertete locker die Initiative. Klaus vereinbarte Remis, vollkommen unbewusst, dass er damit bei’m Stande von 0-4 den Mannschaftssieg sichert. Wolfgang W machte es ihm nach – er wollte wohl noch zu ’nem Termin. Diese schöne Situation erlaubte es mir, in einer Gambitpartie noch zusätzlich ’ne Figur in’s Geschäft zu stecken, weil mir die Stellung noch nicht scharf genug war. Es war eine dieser Partien, welche bei gestörter Balance die ganze Zeit objektiv vollkommen ausgeglichen sind, aber niemand freiwillig der Verteidiger sein will. Ich wäre an meines Gegners Stelle vermutlich auch irgendwann zusammengebrochen.
Den Schlusspunkt lieferte Zacharias, dessen Gegner sich von einem Qualitätsopfer zu viel versprochen hatte. Ein weiteres Mal wurde ich Zeuge, dass Zachi sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lässt, wenn er ‚mal ’nen kleinen Materialvorteil hat – sehr sicher in der Verwertung! Da haben die KSFler ’nen sehr schwarzen Tag erwischt und das Tief unserer ersten Mannschaft scheint überwunden zu sein. In Verbindung mit dem unerwarteten Sieg der zweiten ein Bilderbuchspieltag!
Kaum hat sich der Pulverdampf verzogen, schon gibt es einen Bericht, ausgezeichnet! Mein Gegner machte den altbekannten Fehler, zu schnell zu ziehen, ich habe das sofort realisiert. Man kann sich dann entspannt zurücklehnen, seine Züge überlegt ausführen und auf den Fehler warten. Nicht anders kam es gestern.