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ubu gewinnt knapp gegen Slavija

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SC uBu vs. Slavja: 4,5 zu 3,5

SC uBu vs. Slavija Karlsruhe, ein heißes Derby

Wie immer kursieren schon vor der Begegnung Gerüchte um die Aufstellungen beider Mannschaften.

Niemand ist sich zu schade, Klischees zu bedienen, im Gegenteil, auch alte Geschichten werden wieder und wieder genüsslich aufgewärmt.

„Einige Leute halten Fußball für eine Sache von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!“ – Bill Shankly, Sunday Times, 4. Oktober 1981

Was der schottische Trainer einst für den Fußball formulierte, das gilt auch für dieses Duell im Schach. Etwas zu dick aufgetragen? Vielleicht, ich setze aber mit Louis van Gaal gerne noch einen drauf: Tod oder Gladiolen, so lautete sein Wahlspruch während einer spannenden Saison als Trainer bei Bayern München. 

uBu genießt Heimrecht. In diesem Zusammenhang reibt man sich aber schon einmal verwundert die Augen:
Der SC uBu bestreitet ein Auswärtsspiel in Eppingen (Entfernung knapp 50 Kilometer) und empfängt dafür zuhause einen direkten Karlsruher Nachbarn. Vielleicht war ja die Verbands-KI bei der Saisonplanung gerade ausgefallen. Seis drum. On y soit qui mal y pense.

Ich versichere den Lesern, dass keine Schweineköpfe zur Begrüßung ehemaliger Spieler gereicht werden, dass keine Skelette aus dem Schrank galoppieren und dass keine Geister der Vergangenheit auftauchen, um die Begegnung zu stören, im Gegenteil, alles ist sehr fair.

Dazu passt ein kleiner Bericht zum Duell Carsten Dege gegen Reimund Schott an Brett 4. Die längste Partie des Tages.
Nach langem Kampf und einigen Verwicklungen trennt man sich remis. Zwischenzeitlich hat unser Mann für einige Züge die Notation auf dem Partieformular ausgelassen. Reimund Schott hat das zu recht reklamiert, schließlich geht es um den Zeitfaktor. Wahrscheinlich lag der Fehler auf unserer Seite. Schott ist ein erfahrener Spieler und macht aus der Sache aber keine affaire d’etat. Es gibt ihn noch, den Sportsman von Format! Hiermit lade ich Reimund auf ein Glas Wein ein, wenn er denn möchte.

An Brett 5 ist zu registrieren, wie sich Michael Maurer und Stephen Falk schon bald auf auf ein Remis einigen. Bei einem Kurzinterview nach der Partie erläutert mir Michael, dass beide Kontrahenten wohl keine erfolgversprechende Pläne sehen (oder haben) und sich deswegen schnell auf dieses Unentschieden einigen. Sowas kommt schon vor.

Ich selbst spiele wieder einmal ein Brett weiter oben als ursprünglich geplant. Trotzdem habe ich die Stellung im Griff und setze im Mittelspiel alles auf eine Karte.
Ich erlaube einen Angriff auf h2, um dafür einen sehr starken Freibauern für das Endspiel zu etablieren.

Alles ist gut, bis nach einer Ungenauigkeit leider ein Mattangriff möglich wird und ich deswegen aufgeben muss. Ein wenig bitter.

Wir sind uns wohl alle einig, dass in dieser bestechenden Form gegen Christian Nadj nichts auszurichten ist. Das muss auch unser Mann an Brett 1, Andrej Sokerin, heute einsehen.
Schon nach kurzer Zeit befindet er sich in eingeschnürter Position, es geht für ihn weder vor, noch zurück. Er gibt auf und kommentiert: Mir fehlt die Spielpraxis! Da hilft nur eins: spielen, spielen, spielen. 

Gegen Mariusz Marek an Brett 2 trägt Marcus Krug ein ausgezeichnetes Stück vor.
Von Anfang an übt er Druck auf das Zentrum aus, bis er dort auch folgerichtig einen wichtigen Bauern erobert. Von da an, hat er die totale Kontrolle. Irgendwann spielt es keine Rolle mehr, was er zieht, jede weitere Materialreduzierung spielt ihm in die Karten. Schöner Sieg!

Ganz wichtiges Remis von Markus Rotzinger gegen Aleksandar Drakulic an Brett 3. Aleksandar platziert einen Springer auf der Grundlinie unseres Spielers, von Türmen gedeckt, von Türmen angegriffen. Einfach super die Nerven von Rotzinger, ich liebe seine kaltschnäuzige Art, auch in kniffligen Stellungen weiß er fast immer mit der Stellung auf dem Brett umzugehen. Das ist Schachverständnis.

Leo Michel sagt mir im Vogelbräu, wo wir uns nach den Sonntagsspielen gerne treffen,  dass er nicht unbedingt stolz auf seine Partie gegen Jovan Jovicic ist.
Ach nein Leo! Das war gut gespielt. Jovicic hat zwar zeitweise einen Mehrbauern, der fällt aber nicht ins Gewicht, da ein Doppelbauer seine Stellung verhagelt und sein König eine Marionette ist.
Bedachtsam baut Leo die Stellung aus, am Ende ist das dann ein klarer Sieg, da darf man schon mal feiern!

Schließlich noch Tobias Rentz an 8 gegen Gerhard Gerlach. Für eine Weile plantschen die beiden mit ihren Schachenten lustig in der Badewanne herum.
Auf einmal wird es aber ernst. Der Zuschauer erkennt interessante taktische Motive, bei genauer Betrachtung stets mit dem besseren Ende für Tobias Rentz. Der findet dann auch prompt die optimale Abwicklung und führt seine Partie fast lehrbuchartig zu Ende. Gratulation!

uBu setzt sich knapp gegen Slavija durch, ich bin sicher, das ist nicht das letzte Aufeinandertreffen gewesen. Auf ein neues.

Mathias

Über den Autor: Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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