Ob Kitano da ist?
Im Büro treffe ich seine Sekretärin. Ihr Kopf ist sauber vom Hals abgetrennt und liegt wie eine Bowlingkugel auf der Tastatur.
Auf ihrem Schreibtisch vermischen sich Papiere, Stifte und andere Utensilien mit ein paar Litern Blut zu einer Art Action Painting der besonderen Güte.
„Hallo, jemand da?“
Keine Antwort.
„Mr. Kitano?“
Keine Antwort.
„Überhaupt jemand da?“
Keine Antwort.
Die Türe zu Kitanos Büro ist halboffen.
Vorsichtig betrete ich den großen Raum.
An den Wänden hängen große Gobelins die aus dem 18. Jahrhundert stammen könnten. Auf einem dieser riesigen Wandteppiche wird die Königstochter Psyche bei der Schönheitspflege dargestellt. Sie sitzt neben einem Brunnen und lässt sich von einigen Dienstmädchen ihre Haare kunstvoll frisieren. Die Dienerinnen sind allesamt von ihrer Schönheit durchdrungen. Auf einem Tablett werden Puder und Parfüm überreicht. Kein Zweifel, sie bereitet sich auf ihre erste Nacht mit Amor vor.
Hinter dem Schreibtisch sitzt Kitano in einem Drehstuhl aus Leder und blickt aus dem Fenster.
Ich nähere mich langsam und rufe dabei seinen Namen.
„Mr. Kitano, Ihr Päckchen ist da.“
Keine Antwort.
Ich gehe zum Fenster und drehe den Stuhl in meine Richtung, Kitanos Körper fällt leblos ein paar Zentimeter zur Seite.
Sein Gesicht ist weiß, aus einer leeren Augenhöhle hat sich ein kleines Blutrinnsal über seinen hellblauen Anzug ergossen. Sein Körper strahlt noch Wärme aus.
Ich hole das Auge hervor und versuche es, in die leere Augenhöhle zu drücken. Mir wird klar, dass das nicht Kitanos Auge ist, selbst mit einiger Kraftanstrengung lässt sich das elastische Organ nicht an die vorgesehene Stelle schieben, außerdem passt die Augenfarbe nicht zu seinem anderen Auge. Es gehört zu jemand anderem.