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Corona Blues in der Ersten

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  • Beitrags-Kommentare:7 Kommentare

Der Morgen

Sonntag, 21. November 2021. Die Welt befindet sich im Schwitzkasten eines wütenden Virus. Auch die Schachwelt. Doch wir können von Glück sprechen, dass Schach laut Sportbund keine Kontaktsportart ist. So können wir unserem Hobby auch bei den aktuell sehr hohen Inzidenzen noch frönen. Coronakonform versteht sich. Mit 2G.

An diesem Sonntagmorgen ist Corona nicht das einzige Problem, dem sich unsere erste Mannschaft gegenüber sieht. Da wäre zum einen die unmenschlich frühe Abfahrtszeit für einen Sonntag, um pünktlich bei unserem heutigen Auswärtsspiel im eine Stunde entfernten Eppingen anzutreten. Zum anderen, und das wird in der Folge am schwersten wiegen, sind wir heute sehr ersatzgeschwächt. Letzteres ausgerechnet an den oberen Brettern. Damit rutschen alle unsere gesetzten Spieler in der Rangfolge auf und erhalten damit deutlich stärkere Gegner. Ein Umstand, der uns allen bewusst ist, als wir pünktlich in Eppingen die Bildfläche betreten. Wir sind zwar kampfbereit, aber was etwas fehlt, ist die Zuversicht, dem Gegner angemessen Paroli zu bieten.

Der Kampf

Wolle an Eins strahlt Kampfeswillen aus. Spielt energisch auf. Er spielt sehr engagiert. Selbst als Corona-konform in einer Pause der ganze Raum mit kalter, frischer Winterluft geflutet wird, kämpfen er und sein Gegner unvermittelt weiter. Dieser Einsatz motiviert.

Quentin an Acht trifft auf einen nominell rund 300 Punkte stärkeren Gegner. Ein Unterschied, der mit normaler Spieltechnik nicht zu kompensieren ist. Quentin schlägt sich wacker, muss aber leider früh die Überlegenheit des Gegners akzeptieren und streicht als erster die Segel.

Michael an Vier feiert sein Comeback beim SC uBu gebührend. Wir sind alle froh, dass er uns an diesem Tag verstärkt. Souverän streicht er mit Schwarz ein solides Remis ein. Zu diesem Zeitpunkt scheint noch alles offen. Die Ubuaner sind voll bei der Sache.

Dennoch: Eppingen ist nominell an fast allen Brettern überlegen. Auch Mathias an 7 hat einen mehr als 150 Punkte stärkeren Gegner. Da braucht es einen langen Atem, den Mathias auch sehr lange Zeit hat, aber am Ende reicht es leider nicht: 2,5 zu 0,5 für Eppingen. Wir haben Grund, nervös zu werden.

Es wird kritisch…

Denn leider ist das heute nicht das letzte Schicksal dieser Art. Hier sei erwähnt dass Eppingen III gegen uns im Schnitt (!) rund 80 Punkte mehr aufzuweisen hatte. Einzige Ausnahme, wo ein Eppinger Spieler nominell schlechter war, war Brett 7, wo Rodrigo auf den jungen Shootingstar Daniel Shapiro stößt. Dem Jungen gedeiht ein vorzügliches Training seines Vaters an, der Brett Eins der Eppinger bekleidet. Der Kampf hier geht übers scharfe Mittelspiel bis hin ins materiell ausgeglichene Bauernendspiel. Dann aber hat Rodrigo nach langem Kampf das Nachsehen. Es steht 0,5 zu 3,5 gegen uns. Jetzt müsste ein Wunder geschehen.

Als Interims-Mannschaftsführer verfolge ich die Ergebnisse. Der Spielstand ist ein Tiefschlag. Ich selbst stehe zu diesem Zeitpunkt nach langem Lavieren mit Schwarz klar besser. Genau jetzt aber muss ich mich entscheiden: Welcher Turm soll in den Angriff geführt werden? Und da passiert mir ein Fehler, den unser Sport nicht verzeiht.

An einer langen Kombination rechnend übersehe ich das Offensichtliche, und abgelenkt vom Zwischenergebnis schmeiße ich meine Partie mit einem Qualitätsverlust einzügig weg. Fehler passieren. Aber sie haben oft, wie hier, auch Ursachen. Um etwas vorzugreifen: Ich kämpfe an Brett Zwei noch weiter. Es gibt genug Taktik, die mich im Spiel hält, aber es gelingt mir nicht mehr, das Blatt zu wenden. Es wird am Ende der letzte Verlust an diesem Tag werden.

Ein Lichtblick

Nun, zeitlich kommt zuerst Markus an Brett drei mit einer wundervollen Glanzleistung. An keiner Stelle hatte sein Gegner eine nennenswerte Chance. Markus kämpft ihn von Beginn an unerbittlich nieder, und knüpft damit schön an seine glorreichen Erfolge der letzten Saison an. 1:0 für Markus und unser Ehrenpunkt für heute wie sich zeigen wird.

Mittlerweile spielen noch Wolle, Mischa und ich. Wolle hat eine vielversprechende Stellung, aber es ist nicht sein Tag. Wie alle kennen solche Situationen, und wenn ein Wettkampf auch noch so ungleich beginnt wie heute umso mehr. Eine kurze Unaufmerksamkeit und da ist es geschehen: unvermittelt muss auch Wolle aufgeben.

Finale

Zu diesem Zeitpunkt liegt dann auch meine Partie in den letzten Zügen. Eine letzte Mattdrohung meines Gegners. Der materielle Druck ist nicht mehr zu kompensieren. 1,5 zu 5,5 gegen uns.

Nur noch Mischa kämpft weiter, aber es geht für die Mannschaft um nichts mehr. Schwer, in so einer Situation die Fahne hochzuhalten. Nach langem verwickeltem Spiel geht auch dieser Punkt an Eppingen, die damit ihren Anspruch auf die Meisterschaft in diesem krisenhaften Ligajahr untermauern.

Fazit

Für SC uBu Eins heißt es: Aufstehen, Krone richten und weiter gehen. Der nächste Kampf ist, so Corona es zulässt, noch im Dezember gegen die starke Mannschaft von Forst II. Werden wir dort zu alter Stärke zurückfinden? Ihr dürft gespannt sein!

Dieser Spieltag endet für SC uBu I mit einem 1,5 zu 6,5 gegen den Tagesfavorit. Ein Ergebnis, das deutlich weniger klar war, als der Spielstand vermuten lässt.

Sven

Zum Autor dieses Beitrags: Sven Hermann spielte als fast Gründungsmitglied des SC uBu von Saison 2009/10 (damals Kreisklasse A2) an für den Verein. Mit Unterbrechung ist er bis heute Vereinsmitglied. Er lebt seit vielen Jahren in Karlsruhe und spielt aktiv Vereinsschach seit 1984. Damals erreichte er die Oberliga im SV Mittelrhein. Im BSV spielte er früher Verbandsliga.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Moritz

    Toller Artikel Sven, danke dass du die undankbare Aufgabe des Mannschaftsführers übernommen hast. Aber wie du geschrieben hast, wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir holen unsere Punkte noch.

  2. Mathias

    wenn ich Kh2 ziehe. kann ich f4 durchdrücken. ich war einen Zug zu früh (noch in der Fesselung), sonst ist das abgefrühstückt…

  3. Sven H.

    Genau, Moritz und Mathias, die Saison ist noch lang! SC uBu will strike back! 🙂

  4. Das war ein gefährlicher Tag, fast wäre ich schwach geworden und hätte eine geraucht. Hab’s dann aber überstanden. Gottseidank.

    1. Sven H.

      Mathias, das ist ein noch größerer Sieg, als auf einem Schachbrett möglich ist, würde ich sagen 🙂

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