Semper Victus, so kann der Verlauf der aktuellen Saison der 1.Mannschaft beschrieben werden. Mannschaftliche Geschlossenheit, Spielwitz, Ausdauer, Geduld und Kampfeswille sind die Zutaten für dieses sehr pikante Gericht, das unseren Gegnern regelmäßig schwer im Magen liegt.
Laotse (Chinesischer Philosoph, 6Jhd. v. Chr.) :
Wenn man Liebe hat im Kampf, dann siegt man,
hat man sie bei der Verteidigung, ist man unbezwingbar.
Die Crew um unseren Mannschaftsführer Jürgen Lutz, betritt in optimistischer Manier, leicht federnden Schrittes das Spiellokal.
Dr. Sven Hermann (DWZ 1893) für das 1.Brett, ein großer Schachspieler, ein feinfühliger Beobachter der Umgebung, immer darauf bedacht sich eine Akklimatisations-Phase zu verschaffen. Wenn er dann während der Partie durch den Tunnel der Kombinationen eilt, kommt ihm das zugute. Vielleicht könnte man die Atmosphäre, die ihn während des Kampfes umgibt mit dem Begriff Transzendenz umschreiben, verlässt er die endliche Erfahrungswelt um in einem Schachkosmos andere, uns unbekannte Dimensionen zu suchen?
Für das 2.Brett Marcus Krug (DWZ 2016), ein in sich ruhender Pol, immer in Gedanken an den besten Zug und die vollkommene Berechnung, innovativ, kreativ. Wenn es ihm, – wie so oft- gelingt die verborgene Ästhetik der Figuren , der Zeichnungen, der Bewegungen auf dem Schachbrett zu visualisieren, so öffnet sich dem Zuschauer der Vorhang zu einem Dramma Giocoso, dessen Inszenierung das Publikum in den Bann zieht.
Uwe Bohne (DWZ 1955) an Brett 3, ein ruhiger Spieler, eine Sphinx, rätselhaft und für seine Gegner kaum auszurechnen.
Seine Züge sind voll trockenen Humors. Seine Partien erinnern mich unwillkürlich an Kompositionen des Amerikaners Philip Glass mit seiner Minimal Music. Sein Spiel ist sorgfältig konstruiert, und manchmal so schön wie ein Bauwerk von Frank Lloyd Wright.
An 4. Dian Dochev (DWZ 1851), der Magier.
Schon die Nuance einer Schwäche kann für den Gegner ein schachliches Pearl Harbour bedeuten.
Computereske Züge wechseln sich mit energetischen Aktionen ab, die Zugfolgen ähneln in der Farbigkeit und der Fülle an überraschenden Wendungen einem Kriminalstück von Georges Simenon.
An 5 kämpft der erfahrene Wolfgang Henn (DWZ 1873) mit pointierten Zügen um die bessere Stellung, nein, um die „Absolute Stellung“. Sein Motto scheint dem französischen Herrscher Louis XIV in Abwandlung entlehnt zu sein: L’échec c’est moi!
Die enorme Anzahl gespielter Wertungspartien bildet das Gerüst für seine cerebrale Datenbank, ein Pool, auf den er jederzeit zurückgreifen kann, damit lassen sich auch kritische Situationen mit Gelassenheit meistern.
Klaus Brück (DWZ 1843) an 6, cool, gelassen. Wenn sich aber seine feinen Nüstern blähen und die Witterung aufnehmen erwacht der Instinkt des Jägers, die Beute wird durch das Dickicht der 64 Felder gehetzt und am Ende auf waidmännische Art fachgerecht zur Strecke gebracht, HALALI!
An 7 spielt Jürgen Lutz (DWZ 1863), der Mannschaftsführer. Ein Grübler, ein Zweifler, ein Denker. Und gerade deswegen prädestiniert für die Leitung der Mannschaft.
Seine menschliche Art, verbunden mit seinen empathischen Fähigkeiten machen ihn zu einem Garant für die kontinuierliche Leistung der 1. Mannschaft. Am Brett kämpft er auch mit sich und seinem Anspruch auf ein perfektes Spiel. Bisweilen nähert er sich seinem Ideal auf brillante Art und Weise, und es entstehen Kleinode die man auch am heimischen Brett nachspielen sollte.
Auch Moritz Kühner hat sich schon in der 1.Mannschaft bewiesen. Aufbrausend, sanguinisch, loyal. Kommt er tatsächlich aus Deutschland, oder verheimlicht er uns seine Abstammung aus der Gascogne? Welchem der Musketiere von Alexandre Dumas kommt er wohl am nächsten, Athos, Portos, Aramis? Oder führt er eine feine Klinge im Stile eines d’Artagnan? Ich überlasse ihnen die Entscheidung.
In diesem Teich, in diesem Teich also voll großer Hechte, prächtiger Karpfen und stolzer Forellen vesuche ich meine Schwimmübungen zu machen, um vielleicht eines Tages gewagten Sprunges zielsicher eine unvorsichtige Fliege von der glitzernden Oberfläche zu schnappen.
ich hoffe ich habe euch vorteilhaft portraitiert, die Anordnung der Bretter ist virtuell…Dafür sind dramaturgische Gründe heranzuziehen. Falls es Fragen zu dem Artikel gibt, stehe ich zur Verfügung., Euer Mathias
Hi Mathias,
guter Artikel, aber du hast unseren Maître des Schachbrettes vergessen, der seine Partien kreiert wie ein perfektes Gourmet-Menü von Bocuse, unseren Brasilianischen Zauberer der seine Gegner mit den Figuren austanzt wie einst Pele auf dem Fussballfeld.
danke Moritz, ich werde das in meinen Memoiren berücksichtigen…