Am Empfang erkundige ich mich nach Mr. Kitano.
Eine blonde Frau mit dünnen Lippen und einem teilnahmslosen Ausdruck tippt etwas in ihren Computer und fragt mich mit hoher Stimme:
„Takeshi Kitano?“
„Ja, Mr. Takeshi Kitano, ich habe einen Termin bei ihm, er erwartet mich.“
„Und Sie sind?, fragt sie geschäftsmäßig zurück.„Matias Gutmann, ich habe einen Termin bei Mr. Kitano, er erwartet mich“, sage ich und stelle dabei die Tonlage auf ich bin wichtig.
„Sie meinen Takeshi Kitano von Infinity Dreamgen?“
Infinity Dreamgen, das hört sich nicht nach einem Finanzdienstleister an.Ich bin kurz davor, alles zu vergessen, das Geld zurück zu geben und den nächsten Flieger nach Europa zu nehmen.
Die Aussicht, für längere Zeit bequem zu leben, irgendwo in der Karibik stundenlang Bill Evans zu hören und dabei teuren Whisky zu trinken hält mich davon ab.
„Ja genau, Mr. Takeshi Kitano, von Infinity Dreamgen, wie gesagt, er erwartet mich“.
Den Satz schmeiße ich hin, als ob ich und Kitano alte Freunde wären.
Die Blondine wird wieder geschäftsmäßig:„Ok, bitte geben Sie mir Ihren Reisepass, ich muss Sie akkreditieren damit Sie sich in unserem Gebäude bewegen dürfen“.
Ich krame den Reisepass hervor und schiebe ihn über die Theke.
Die Blonde klappt ihn auf, vergleicht das Foto mit meinem Gesicht und tippt wieder etwas in ihren Computer. Wenig später spuckt der Drucker ein Formular aus, das sie gekonnt faltet und in eine Plastikhülle steckt.
„Hängen Sie sich das bitte um, das Büro von Takeshi Kitano ist im 114 Stock, Sie dürfen hoch fahren, der Aufzug ist gleich dort drüben, bitte fahren Sie direkt in den 114.“, dabei deutet sie undefinierbar in den Raum, ich bin schon vergessen, Schnee von Gestern.