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uBu gewinnt brisantes Derby gegen Slavija

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In einer dramatischen Begegnung setzt sich uBu mit 5,5:2,5 gegen Slavija durch.

Brett 8 bleibt beim Gegner unbesetzt, wir starten mit +1 auf der Scorecard.

Für Slavija spielen Chrisitan Nadj, Aleksander Drakulic, Stephen Falk, Ranko Ivanisevic, Gerhard Gerlach, Dr. Lukas Fritz und Slobodan Drakulic.
IM Igor Solomunovic ist zwar auf der Vereinsrangliste, nicht aber auf dem Aufstellungszettel zu finden.

Wir treten mit Marcus Krug, Markus Rotzinger, Dr. Sven Hermann, Andrej Sokerin, Wolfgang Henn, Carsten Dege und mir selbst an.

An 7 erspielt sich Michael Maurer schnell einen Vorteil gegen Slobodan Drakulic, ein Urgestein des Clubs. Übrigens spielte für Slavija vor langer Zeit sogar die Karlsruher Schachlegende Hajo Vatter, seinerzeit eine echte Hausnummer.
Michaels Variante sitzt. Solche Partien müssen trotzdem gewonnen werden. Wie schnell rutscht man zum Beispiel beim Sonntagsspaziergang auf dem nassen Herbstlaub aus und holt sich eine Beule. Schöner Punkt für uns.

Wolfgang Henn präsentiert sich gegen Gerhard Gerlach nach seinem einjährigen Schach-Sabbatical in guter Form, spielfreudig, abgeklärt. Der Gegner übersieht eine hübsche Kombination und muss aufgeben. Läuft gut für uns.

Nadj vs. Krug an 1 Remis.

Carsten Dege steht gegen Dr. Lukas Fritz stabil. Gilt umgekehrt aber auch. Unentschieden.

An 2 bewegen sich Aleksandar Drakulic und Markus Rotzinger eröffnungstechnisch auf Terra incognita. Riskante Forschungsreisen will man dort lieber nicht unternehmen. Remis.

Auch Ranko Ivanisevic und Andrej Sokerin vereinbaren ein Remis. Auf den ersten Blick scheint die Stellung vorteilhaft für Ivanisevic. Nach einem Turmmanöver auf die Grundlinie ist das Unentschieden aber auch an diesem Brett nicht zu vermeiden.
„Ich muss mehr trainieren“, so der Originalkommentar von Andrej.

Die umstrittene Auseinandersetzung zwischen Stephen Falk gegen Dr. Sven Hermann an Brett 3, erhält in der Berichterstattung besondere Aufmerksamkeit, daran führt leider kein Weg vorbei.

Um die Situation zu klären, schauen wir uns zunächst einmal das relevante Regelwerk der FIDE an, das auch für den Deutschen Schachbund und damit für die Verbände gilt (Quelle: Deutscher Schachbund, Übersetzung der FIDE-Schachregeln gültig ab 1. Januar 2018. Herausgegeben von der Schiedsrichterkommission des Deutschen Schachbundes e.V).

4.2.1 Nur der Spieler, der am Zug ist, darf eine oder mehrere Figuren auf ihren Feldern zurechtrücken, vorausgesetzt, dass er seine Absicht im Voraus bekannt gibt (zum Beispiel durch die Ankündigung „j’adoube“ oder „ich korrigiere“).

Das ist eindeutig und bedeutet im Umkehrschluss: Wer nicht am Zug ist, hat die Hände von Figuren und Brett zu lassen!

Stephen Falk hält sich nicht an diese Vorschrift, rückt wiederholt während der gegnerischen Bedenkzeit Figuren zurecht, was unseren Spieler ablenkt.

Auch dazu gibt es eine FIDE-Regel:

11.5 Es ist verboten, den Gegner auf irgendwelche Art abzulenken oder zu stören. Dazu gehört auch ungerechtfertigtes Antragstellen oder ungerechtfertigtes Anbieten von Remis oder das Mitbringen einer Geräuschquelle in den Spielbereich.

Sven meldet den Vorfall beim Schiedsrichter, der sich für eine Kulanzlösung entscheidet, was nicht im Sinne unseres Spielers ist.
Es kommt zu einem Wortgefecht, Falk wird beleidigend. Vokabular erspare ich dem Leser.
Letztendlich geht die Partie unentschieden aus.

Noch ein Hinweis auf mögliche Sanktionen, wieder aus den FIDE-Regularien:

12.9 Der Schiedsrichter kann eine oder mehrere der folgenden Strafen verhängen:
12.9.1 eine Verwarnung,
12.9.2 das Verlängern der Restbedenkzeit des Gegners,
12.9.3 das Verkürzen der Restbedenkzeit des zu bestrafenden Spielers,
12.9.4 eine Erhöhung der Punktzahl im Partieresultat des Gegners bis zu der in dieser Partie
erreichbaren Höchstzahl,

12.9.5 eine Kürzung der Punktzahl im Partieresultat der zu bestrafenden Person,
12.9.6 den Verlust der Partie für den zu Bestrafenden (der Schiedsrichter bestimmt auch das
Ergebnis des Gegners),

12.9.7 ein im Voraus festgelegtes Bußgeld,
12.9.8 den Ausschluss von einer oder mehreren Runden,
12.9.9 den Ausschluss vom Turnier.


In meiner Schachkarriere erlebe ich das zum ersten Mal. Bedauerlich. Eine Entschuldigung wäre angebracht gewesen, hätte den Konflikt entschärft.

uBu 1 in der Tabelle jetzt auf Platz 2. Viele Remisen am Spieltag. Konzentriert geht es weiter.

Mathias

Über den Autor: Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sven

    Lieber Mathias,

    vielen Dank für Deinen Bericht. Erwähnenswert finde ich noch, dass ich meinen Gegner zunächst freundlich gebeten hatte, das Zurechtrücken auf meiner Zeit zu unterlassen. Erst bei seiner provozierenden Wiederholung wandte ich mich an den Schiedsrichter, welcher von mir „Kulanz“ einforderte. Unmittelbar daraufhin begann Falk, der sich offensichtlich über meine Beschwerde beim Schiedsrichter und vermutlich auch über seine schlechte Stellung am Brett ärgerte, mit seinen wüsten Beleidigungen. Ich fragte den Schiedsrichter, ob ich mir das (die Beleidigungen) bieten lassen müsste, worauf dieser nur uns „beide“ aufforderte, uns zu beruhigen. Ich teilte dem Schiedsrichter mit, dass ich nur unter Protest weiter spielen würde. Eine Entschuldigung gab es nicht. Stattdessen setzte Falk (bisher frei jeglicher Sanktion) ein zufriedenes Grinsen für den Rest der Partie auf.

    Ich spiele seit 1984 Schach im Verein, aber ein derart unsportliches und unverschämtes Verhalten beim Schach habe ich bis gestern noch nie erlebt.

    Schachliche Grüße, Sven

    1. Mathias

      Hallo Sven,
      den exakten chronologischen Ablauf hatte ich nicht komplett präsent,

      Viele Grüße,
      Mathias

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