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Let‘ go on 1.6

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„Ein teuerer Lieferservice“, sage ich und kann dabei eine herbe Ironie nicht verhehlen.
„Ach bitte nicht, 100.000 Dollar sind ein Witz für ihn, ich glaube, er wollte es einfach nicht selbst erledigen, er vertraut Ihnen“, Nina klingt fast ein wenig beleidigt, als sie diese Worte in den Raum wirft.
„Was ist mit dem Unfall?“, entgegne ich mit leiser Stimme.
„Pech, die Straße ist eng, es ist schon viel passiert an dieser Stelle, ich verstehe nicht, was mit dem Fahrer los gewesen ist, es ist schrecklich, er ist schon sehr lange bei uns, immer zuverlässig.
Kaito hat eine gute Konstitution, er wird es überleben, das ist doch das Entscheidende, es geht ihm gut“.
„Ist die Polizei eingeschaltet worden?“, frage ich.
„Ja, ich glaube schon“, entgegnet mir Nina beiläufig.
Ich setze mich wortlos neben sie, nehme einen Schluck aus der Bierflasche und betrachte die Suite.

Überall ist Glas verbaut, das glitzernde Häusermeer der Stadt ist von fast jedem Standpunkt zu sehen. Die Wände sind mit Tropenholz ausgekleidet. Es gibt mehrere Tische, an denen man in bequemen Sesseln sitzen kann. Die Decke ist mit einer indirekten Beleuchtung ausgestattet, die ein weiches Licht auf den Raum und auf die Frau, die neben mir sitzt, wirft.
„Gehen wir essen, es ist Zeit“, fordere ich Nina auf.

Das Nadaman gehört zum Hotel und bietet eine wunderbare Kaiseki-Küche.
Es sind noch viele Tische frei, Touristen sind Mangelware, man spürt die Veränderung durch die Seuche.
Wir setzen uns an das Fenster, von dort haben wir einen Blick auf die Lichter der Stadt.
Der bevorstehende Abend macht mich nervös. Über was soll ich mich mit dieser unglaublich reichen Frau unterhalten? Zwar hab ich oft Kontakt zu Vertretern dieser „Kaste“, bin für sie aber nur der Hofnarr, für einige Stunden gehöre ich dazu. Wenn die Party vorbei ist, hat man mich genau so schnell wieder vergessen, wie man sich abends mit mir geschmückt hat.

Nina sieht zu mir herüber und fragt:„Wie kommt man dazu, über Essen zu schreiben, warum nicht über Politik oder über Sport, verdient man damit nicht mehr Geld?“

Mathias

Über den Autor: Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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