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uBu setzt sich mit 5,5 : 2,5 gegen die Schachfreunde Wiesental durch

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  • Beitrags-Kommentare:3 Kommentare

von Mathias Guthmann

Erste Hexe
Wann treffen wir drei uns das nächste Mal
Bei Regen, Donner, Wetterstrahl?

Zweite Hexe
Wenn der Wirrwarr ist zerronnen,
Schlacht verloren und gewonnen.

Dritte Hexe
Noch vor Untergang der Sonnen.

William Shakespeare, Macbeth

„Das passiert, wenn man eine Variante tief rechnet, die Situation sich auf einmal aber ganz anders darstellt“, bemerkt René Fischgräbe enttäuscht an Brett 1, als er gegen Marcus Krug nach langem Ringen die Segel streichen muss. Zu diesem Zeitpunkt stellt er einen Turm und damit die Partie ein.
Krug und Fischgräbe liefern sich bis dahin ein fulminantes Duell, wie überhaupt an allen Brettern sehr hart gekämpft wird, alles fair, alles fein! Zwischenzeitlich muss Krug von Angriff auf Verteidigung umschalten, ein geschickter Bauernzug nimmt der gegnerischen Attacke die Schärfe.

Grandios der Kampf an Brett 2, Markus Rotzinger gegen Kai Sych. Letzterer verliert unterwegs zu viele Bauern.
Trotzdem wird weiter gespielt, wie sagt man so schön: „Wer aufgibt kann nicht gewinnen!“
Dame und Turm werden bedrohlich im Lager Rotzingers platziert. Unser Mann wiederum will stets einen seiner Mehrbauern mit Umwandlung und k.o. auf die letzte Reihe stellen.
Rotzinger aktiviert seinen König und schützt ihn vor Mattangriffen, keine leichte Aufgabe.

Sych realisiert bedauernd, dass ihm keine Drohung mehr bleibt und wirft das Handtuch. Eine schöne, komplizierte, fast studienartige Partie. Randnotiz: Zumindest virtuell knackt Markus Rotzinger die 2000er Marke, Gratulation!

Werfen wir einen Blick auf die Begegnung Wolfgang Henn gegen Jürgen Martus an Brett 5. Martus macht übrigens die Pressearbeit für die Schachfreunde aus Wiesental. Seine Texte unter der Rubrik Termine und News lese ich gerne!
Martus schiebt zwei verbundene Bauern vor sich her, vielleicht nicht aufzuhalten, man müsste das mit dem Computer analysieren.
Henn entscheidet sich dazu, seinen verbliebenen Springer in aussichtsloser Lage zum Shimpū Tokkōtai (umgangssprachlich: Kamikaze-Flieger) zu befördern, eine erfolglose Maßnahme.
Genauso übrigens wie 1944/45, als die selbstmörderischen Einsätze japanischer Kampfflieger in der Pazifikschlacht nur wenig an der militärischen Situation änderten, Angst und Schrecken verbreiteten sie wohl.

O-Ton Wolfgang Henn: „Heute habe ich den falschen Plan gewählt“.

An Brett 7 liefern sich Michael Maurer und Alexander Heilig einen wechselhaften Kampf. Mal sieht es nach Remis aus, dann wieder scheint die Stellung dem einen oder anderem Kontrahenten vorteilhaft zu sein.
O-Ton Maurer: „Zwischenzeitlich stand ich schlecht, das Mittelspiel war ungenau“.
Heilig biegt im Endspiel falsch ab, lädt den gegnerischen König dazu ein, sich in seinem eigenen Lager ganz ungeniert zu bedienen wie der Fuchs im Hühnerstall. Fatal. Ein schöner Turmzug entscheidet schließlich die Partie.

An Brett 8 spiele ich gegen Werner Ams mit einer neuen Idee in meinem Repertoire. Wie jeder weiß, dauert es seine Zeit, unbekannte Pfade sicher auszukundschaften.
Der Gegner spielt solide, aber auch ich lasse nichts anbrennen. Wir einigen uns auf Unentschieden, das ist ok.

„Glück gehabt“, seufzt Dr. Sven Hermann an Brett 3. Was ist geschehen? In einer scharfen Partie mit vehementen Kampf um das Zentrum stellt Hubert Heilig seinen Springer unglücklich vor den König, wo das arme Tier gefesselt wird. Der folgende Angriff ist nicht zu parieren, Heilig gibt auf. Zuvor allerdings opfert Hermann bereits einen Bauern um Druck auf die gegnerische Stellung auszuüben, stark!
Ein verdienter Sieg mit einem Sudden Death par excellence.

Was soll ich nur über die Partie von Carsten Dege gegen gegen Markus Karl Gillner an Brett 6 schreiben? Es sieht nach einem rabenschwarzen Tag für unseren Mann aus. Ständig fallen Bauern, stets ohne Kompensation. Der aktive Turm des Gegners erweist sich als echte Killermaschine. Da ist nichts zu retten und Carsten gibt auf. So Tage gibt es halt.

Schließlich noch die Partie Sokerin gegen Rothardt an Brett 4. Es dauert eine Weile, bis sich die Spielstärke Sokerins durchsetzt, wohlgemerkt gegen den starken Frank Rothardt, der Mann hat Erfahrung im Geschäft! Langsam aber sicher baut Sokerin seine Stellung aus, fährt am Ende die verdiente Ernte ein. Eine wichtige Partie.

Das Ergebnis 5, 5: 2,5 sieht viel deutlicher aus, als es ist. Eine harte aber faire Begegnung.
Das Spiellokal am Entenfang erweist sich als Glücksgriff. Hoffen wir, dass es so oft wie möglich dort weitergeht.

Mathias

Über den Autor: Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Sven

    Sehr schöner, spannender und hautnaher Bericht, Mathias!

    Wichtige Punkte aus diesem sehr sportlichen und fairen Wettkampf, um die Tabellenspitze zu verteidigen. Es bleibt spannend mit unserem direkten Verfolger SV Pfinztal auf den Fersen. Gut Holz für unseren Verein auch in den anstehenden Begegnungen!

  2. Mathias

    Hallo Sven,
    ja, das ist noch nicht durch. Wir müssen dran bleiben…

    Grüße, Mathias

  3. Jürgen Martus

    Hallo Mathias,
    ein sehr spannend geschriebener, literarisch anspruchsvoller und sehr fair gehaltener Bericht über den gestrigen Schachkampf. Alles Gute weiterhin auf dem Weg in die Landesliga!
    Jürgen Martus (Pressewart Schachfreunde Wiesental)

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